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ISTANBUL mit Bildern

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DIE GESCHICHTE VON ISTANBUL

Byzantion          (Wikipedia)

Um 660 v. Chr. gründeten dorische Griechen  aus Megara, Argos und Korinth Byzantion, eine Kolonie am europäischen Ufer des Bosporus. Die günstige geographische Lage ermöglichte der Siedlung bald, ein bedeutendes Handelszentrum zu werden. Ende des 6. Jahrhunderts geriet sie in die Auseinandersetzungen zwischen dem Perserreich und den griechischen Poleis, dann in die innergriechischen Konflikte.

513 v. Chr. eroberte der persische König Darius I. die Stadt, 478 wurde sie für zwei Jahre von Sparta besetzt. Danach wählte Byzantion die Demokratie als Regierungsform und schloss sich unter dem Druck Athens dem Attisch-Delischen Seebund an (bis 356). 340/339 widerstand die Stadt der Belagerung durch den  makedonischen König Philipp II. Nach dem Zerfall des Makedonenreichs stellte sich die Stadt zunehmend auf die Seite des expandierenden Römerreichs und wurde 196 v. Chr. römischer Bundesgenosse. Diesen Sonderstatus büßte Byzantion erst unter Kaiser Vespasian ein. 196 ließ  Septimius  Severus die Stadt zur Strafe für die Unterstützung seines Gegners Pescennius Niger zerstören, doch wurde sie wieder aufgebaut. 258 wurde sie von Goten geplündert.

324 vereinigte Konstantin I. beide Teile des Römischen Reiches und am 11. Mai 330 taufte er die neue Hauptstadt auf den Namen Nova Roma (Neu-Rom). Sie wurde jedoch bekannter unter dem Namen Konstantinopel. Ihre Fläche verfünffachte sich binnen weniger Jahrzehnte. Westlich der von Konstantin errichteten Stadtmauer ließ Theodosius II. ab 412 eine noch heute erhaltene Mauer errichten, womit die Stadtfläche von sechs auf zwölf Quadratkilometer anwuchs. Aquädukte versorgten die inzwischen größte Stadt des Mittelmeerraums mit Wasser, Getreide wurde an große Teile der Bevölkerung ausgegeben.

Konstantinopel – Kostantiniyye – Istanbul
Byzanz
Konstantinopel im Mittelalter; italienische Darstellung von 1422
Nochmals unter Kaiser Justinian I. (527–565) wurde Konstantinopel prächtig ausgebaut (Hagia Sophia). Die Stadt war die mit Abstand reichste und größte Stadt Europas und des Mittelmeerraums. Unter dem Druck der Seldschuken,  die ab Mitte des 11. Jahrhunderts Kleinasien eroberten, verlor die Stadt zeitweise ihr östliches Hinterland. In dieser Situation erhielten die italienischen Städte, allen voran Venedig und Genua, Handelsprivilegien und ausgedehnte Wohnquartiere im Norden der Stadt; die Genuesen später auch in Pera am Nordufer des Goldenen Horns. Zudem war 1054 die kirchliche Einheit zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche zerbrochen. 1171 ließ Kaiser Manuel I. die Venezianer verhaften und ihr Eigentum konfiszieren. Venedig nutzte den Vierten Kreuzzug zur Rache, und 1204 eroberten Kreuzritter Konstantinopel. Die Stadt wurde geplündert, zahlreiche Einwohner wurden ermordet und Kunstwerke von unschätzbarem Wert gingen verloren. Auf rund 100.000 Einwohner reduziert, war die Stadt von 1204 bis 1261 die Hauptstadt des Lateinischen Kaiserreichs. 1261 gelang es Kaiser Michael VIII., Konstantinopel zurückzuerobern, doch hatte er sich noch zwei Jahrzehnte abermaligen Eroberungsplänen zu widersetzen. Die Stadt war seit dieser Zeit aber nicht mehr als das Zentrum einer Regionalmacht, deren Hinterland ab 1354 sukzessive von den Osmanen erobert wurde. Um 1400 bestand das Reich nur noch aus Konstantinopel mit seinem direkten Umland und kleinen Restgebieten im Norden (Thessaloniki) und Süden (Morea) Griechenlands. Noch einmal 1422 hielt die Stadt einer Belagerung durch Murad II. stand.
Osmanisches Reich  
Die Eroberung Konstantinopels aus einer französischen Chronik des 15. Jahrhunderts
Am 5. April 1453 begann die letzte Belagerun durch osmanische Streitkräfte unter Sultan Mehmed II. Am Morgen des 29. Mai wurde die „seit langem verfallene Stadt“ besetzt. Konstantinopel – nun offiziell meist Kostantiniyye oder manchmal auch İstanbul genannt – wurde nach Bursa und Adrianopel Edirne zur neuen osmanischen Hauptstadt. Die teilweise zerstörte und entvölkerte Stadt wurde planvoll wieder besiedelt und aufgebaut. Die Macht des Reichs erreichte ihren Höhepunkt unter Sultan Süleyman I. (1520–1566), dessen Architekt Sinan (armenischer Abstammung) das Stadtbild mit zahlreichen Moscheen, Brücken, Palästen und Brunnen prägte. Mit dem fortschreitenden Verfall des osmanischen Einflusses in der Region und der Verkleinerung des Reiches bis Anfang des 20. Jahrhunderts litt auch die kosmopolitische Bedeutung Konstantinopels.
Konstantinopel um 1910
Die Schwäche des Reiches nach dem Balkankrieg 1912/1913 führte den europäischen Mächten und Russland die Gefahr eines Machtvakuums in den strategisch bedeutenden Meerengen vor Augen und warf die orientalische Frage nach Kontrolle über die Meerengen und Aufteilung des Reiches in Interessensphären auf. Der Sultan und die Jungtürken suchten die Unterstützung des Deutschen Reiches.
Den Zugriff der Entente auf Konstantinopel konnte das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte 1915 in der Schlacht von Gallipoli verhindern. Dennoch war der Krieg verloren. Französische und britische Truppen besetzten ab dem 13. November 1918 die Metropole. Im Friedensvertrag von Sevres vom 10. August 1920 wurde das Osmanische Reich unter den alliierten Siegermächten aufgeteilt und musste darüber hinaus gewaltige Gebietsverluste hinnehmen. Konstantinopel mit den Meerengen Bosporus und Dardanellen blieb fünf Jahre lang von den Alliierten besetzt. Griechenland forderte in Erinnerung an das als griechisch beanspruchte Byzanz die „Rückgabe“ Konstantinopels, das es zu seiner Hauptstadt machen wollte. Unter Mustafa Kemal, genannt Atatürk, begann 1919 der türkische Befreiungskrieg, an dessen Ende die letzten Einheiten der alliierten Truppen am 23. September 1923 die Stadt verließen. Konstantinopel verlor in diesem Jahr seinen Status als Regierungssitz an Ankara, womit sich die neue Republik von der Tradition der Osmanen abgrenzen wollte.
Türkische Republik
Schon während des Ersten Weltkriegs kam es zur Vertreibung der ersten der beiden großen christlichen Minderheiten, der Armenier. Sie waren seit dem 17. Jahrhundert verstärkt zugezogen, so dass um 1850 über 220.000 in Konstantinopel lebten. 1942 wurden die Nichtmuslime zu einer besonderen Vermögenssteuer herangezogen (Varlık Vergisi), 1955 wurde nahezu die gesamte orthodoxe Bevölkerung durch das Pogrom von Istanbul aus der Stadt vertrieben. Von den rund 110.000 Griechen blieben rund 2.500 in Istanbul. Heute leben rund 60.000 Armenier und 2.500 Griechen in der Stadt.
Dennoch schrumpfte die Stadt keineswegs, sondern wuchs im Gegenteil rapide, denn sie zog durch ihre kulturelle und wirtschaftliche Kraft nach dem Zweiten Weltkrieg, und verstärkt seit den 70er und 80er Jahren, zahlreiche Menschen aus Anatolien an. Seit den 90er Jahren kommen zahlreiche Osteuropäer in die Metropole.

Als Reaktion auf den enormen Zuzug entstanden groß angelegte Bauprojekte, die jedoch mit dem rapiden Bevölkerungswachstum kaum Schritt halten konnten. Zudem nahmen sie auf vorhandene Strukturen wenig Rücksicht. Istanbul dehnte sich weit in das Umland aus, und zahlreiche Dörfer und Städte zählen inzwischen zur Metropole.

1994 wurde der jetzige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan als Kandidat der weit rechts stehenden Refah Partisi (RP) (Wohlfahrtspartei) Bürgermeister. Der jetzige Bürgermeister Kadir Topbaş ist, wie der Ministerpräsident, Mitglied der Adalet ve Kalkinma Partisi (AKP). Im November 2003 wurde die Stadt von einer Serie schwerer Anschläge erschüttert. Der Anschlag in einem Internet-Café am 9. Februar 2006 kostete einen Menschen das Leben, sechs Menschen wurden vier Tage später durch einen Anschlag in einem Supermarkt verletzt.

Entwicklung des Namens
Istanbuls unterschiedliche Namen auf osmanischen Poststempeln von 1880 bis 1925
Der ursprünglich altgriechische Name der Stadt, Byzantion (lateinisch Byzantium), geht auf den legendären Gründer der Stadt, Byzas, zurück, der aus Megara in Attika stammte. Er war einem Orakelspruch der Pythia gefolgt. Zu Ehren des römischen Kaisers Constantinus, der Byzantion zur Hauptstadt ausbauen ließ, wurde die Stadt im Jahr 324 in Constantinopolis (latinisiert; altgr. Κωνσταντινούπολις Konstantinoupolis ‚Stadt des Constantin‘) umbenannt. Auf Constantinopolis gehen die deutsche Form Konstantinopel und zahlreiche weitere Namensformen zurück. Auf Arabisch wurde Konstantinopel al-Qustantīniyya / ‏القسطنطينية‎ genannt, im Armenischen Gostantnubolis und im Hebräischen Kuschta (‏קושטא‎). In vielen slawischen Sprachen hieß die Stadt Cari(n)grad (‚Stadt des Kaiser’s).

Bis 1930 gab es keine fortdauernde und eindeutige offizielle Namensform. In osmanischen Urkunden, Inschriften, etc. wurde die Stadt in der Regel mit ihrer vom Arabischen abgeleiteten Namensform Kostantiniyye / ‏قسطنطينيه‎ bezeichnet. Man findet aber auch şehir-i azima (‚die großartige Stadt‘), die französisierten Formen Constantinople und Stamboul sowie ab dem 19. Jahrhundert vermehrt die Bezeichnung Dersaâdet / ‏در سعادت‎ / Der-i Saʿādet /‚Pforte der Glückseligkeit‘. Weitere Bezeichnungen waren etwa darü's-saltanat-ı aliyye, asitane-i aliyye und darü'l-hilafetü 'l aliye und Ehrenvoller Thron / ‏پایتخت‎ im Sinne von Residenz.

Der Name Islambol / ‏إسلامبول‎ auf einer Münze von 1203 (1788/89 im gregorianischen Kalender)  

Aus dem Feldzugstagebuch Süleyman I., 1521:
„[…] und fuhr nach der Stadt Istanbul ab […]“ (Hervorhebung ediert 2007)

Im türkischen Dialekt der Stadt hatte sich die Namensform Istanbul, Astanbul / ‏استانبول‎ (auch Istambul, Stambul) herausgebildet, die schon in seldschukischer Zeit Verwendung fand und später durch osmanische und westeuropäische Aufzeichnungen für das 16. Jahrhundert belegt ist. An „Istanbul“ angelehnt erschien Islambol / ‏إسلامبول‎ /‚Vom Islam erfüllt, das im 18. Jahrhundert als Name der Münzstätte am Tavşan taşı auf Münzen geprägt wurde. Während mit Konstantinopel meist die gesamte Stadt samt einigen Stadtteilen nördlich des Goldenen Horns und jenseits des Bosporus gemeint war, kennzeichnete der Name Istanbul eher die alte Stadt auf der Halbinsel zwischen Marmarameer, Bosporus und Goldenem Horn, die nach Westen durch die Landmauer abgeschlossen wurde. 1876 wurde der Name der Hauptstadt als Istanbul in die neue Verfassung aufgenommen, wo es in Art. 2 hieß:

«Devlet-i Osmaniyenin payitahtı Istanbul şehridir / ‏دولت عثمانیه نك پای تختی استانبول شهریدر‎ /‚Die Hauptstadt des osmanischen Staates ist die Stadt Istanbul‘»

Bei Istanbul handelt es sich möglicherweise um die türkische Abwandlung des altgriechischen ες τν πόλιν, eher aber ες τν πόλιν („in die Stadt“), nach altgriechischer Aussprache seit byzantinischer Zeit etwa istimbólin. Diese Deutung erscheint sinnfällig, da man in der Spätantike und im frühen Mittelalter im Oströmischen Reich von Konstantinopel sprach, wenn man umgangssprachlich „die Stadt“ sagte, da sie mit ihren fünfhunderttausend Einwohnern und ihren mächtigen Mauern mit keiner anderen Stadt im weiten Umkreis verglichen werden konnte. Wie das antike Rom war sie ein Musterbeispiel einer Stadt, sie war das wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum. Konstantinopel galt wie vormals Rom als Zentrum der Welt. Reich wie Hauptstadt brauchten daher eigentlich keinen Namen, da sie einzig waren (der Kaiser sah sich nicht als Kaiser von Byzanz oder Konstantinopel, sondern als Kaiser „urbis et orbis“).

Am 28. März 1930, in der Frühzeit der Republik, wurde İstanbul zum offiziellen Namen der gesamten Stadt. Da die Stadt in osmanischen Schriften und im türkischen Volksmund schon seit langem im engeren Sinn so genannt wurde, war dies eigentlich keine Neubenennung. In den meisten europäischen Ländern (außer zum Beispiel Griechenland und Armenien) verdrängte die Bezeichnung Istanbul allmählich die Bezeichnung Konstantinopel beziehungsweise deren Varianten aus dem Sprachgebrauch. Meist in Bezug auf das historische, vorosmanische Konstantinopel beziehungsweise Byzanz wird die altgriechisch-römische Namensgebung in der Fachliteratur jedoch auch weiterhin verwendet.

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